Market-RoundUp / KW30 / 26.07.2022
Market-RoundUp KW30 / 2022
Dustin Klass
Lesezeit: 7 Minuten
unsere heutigen Themen sind:
- US-Börsen trotz durchwachsender Geschäftszahlen stabil
- Jahrhundertunternehmen aus der Tourismusbranche
- Big Tech-Unternehmen legen Zahlen vor
Alphabet nutzt seine starke Marktstellung im Bereich der Suchmaschinen, um kleinere und zukunftsträchtigere Bereiche auszubauen und zu optimieren wie zum Beispiel die Google Cloud. Das Cloudgeschäft Alphabets ist eines der zukunftsträchtigen Bereiche des Unternehmens und erzielt aktuell knapp 7% des Umsatzes. Die Google-Cloud-Plattform (GCP) zählt neben AWS (Amazon), Azure (Microsoft) zu den größten Public Cloud Anbietern weltweit. Die Plattform bietet ihren Kunden über 100 Services, welche von den unterschiedlichsten Hosting-Services für Computing, über Storage bis hin zur Anwendungsentwicklung gehen.
Markt-Entwicklung letzte Woche
Deutschland
DAX: 2,5%
Der DAX knüpfte zum Wochenauftakt an den positiven Wochenausklang der letzten Wochen an und schloss den dritten Handelstag in Folge im Plus, leicht unterhalb der 13.000 Punkte Marke. Bei Anlegern waren besonders zyklische Werte gefragt wie etwa Automobilhersteller, Sporthersteller sowie Bankaktien. Am Dienstag stimmte Anleger die Aussicht auf neues russisches, welches über die Nordstream 1 Pipeline nach Europa gelangen soll, positiv, sodass der DAX nach einem 250-Punkte Sprung innerhalb weniger Minuten nach Handelsschluss 2,7% höher bei 13.308 Punkten notierte.
Am Mittwoch beendete der DAX seine viertägige Gewinnserie nach einem Handelstag mit wenig Volatilität und verließ den Handel leicht unter dem Vortages-Schlusskurs. Am Donnerstag zeigte sich der deutsche Aktienmarkt nach der ersten Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank nach 11 Jahren stabil, da eine Zinserhöhung bereits eingepreist wurde. Die Europäische Zentralbank reagierte mit der Anhebung des Leitzinses um 0,5 Prozentpunkte auf die weiterhin hohe Inflation im Euro-Raum. Der Leitindex DAX beendete am Donnerstag den Handel 0,3% im Minus bei 13.247 Punkten. Am Freitag blieb der Handel am Deutschen Aktienmarkt nach der historischen Zinswende, verhältnismäßig ruhig. Der DAX schloss minimal höher.
Auf Wochensicht legte der DAX 2,5% zu.
US-Märkte
S&P 500: 2,0%
Dow Jones: 1,3%
Nasdaq 100: 2,5%
Die US-Börsen schlossen nach einem bewegten Handel zum Wochenstart am Montag mit leichten Kursabschlägen. Für den Einbruch im späten Handel machten Anleger den US-amerikanischen Tech-Konzern Apple, der angesichts eines weiteren wirtschaftlichen Abschwungs, in bestimmten Bereichen auf die Kostenbremse treten möchte. Am Dienstag nutzten Anleger nach dem jüngsten Kursrücksetzer die Gelegenheit, um in den US-Aktienmarkt einzusteigen. Der Dow Jones schloss 2,4% höher, der technologielastige Nasdaq 100 stieg 3,1% an und der breitgefasste S&P 500 rückte 2,8% vor.
Mittwoch schlossen die US-Börsen trotz zurückhaltender Stimmung mit Kursgewinnen. Der Nasdaq 100 verzeichnete mit 1,6% den größten Kurszuwachs, dank einem optimistischem Geschäftsausblick des gebeutelten Streaminganbieters Netflix. Zu den größten Gewinner des Tages zählten Tech-Aktien. Am Donnerstag sorgten die am Mittwoch nach Börsenschluss veröffentlichten starken Geschäftszahlen des Elektromobilherstellers Tesla für Auftrieb an den US-Börsen. Das Unternehmen konnte trotz Corona-Lockdowns in China, Chipmangel und massiven Lieferkettenproblemen ihren Gewinn fast verdoppeln. Am Freitag trübten schlechte Quartalszahlen aus dem Tech-Sektor das Börsengeschehen. Der Dow Jones schloss 0,4% tiefer, der Nasdaq verlor 1,9% und der S&P 500 büßte 0,9% ein.
Auf Wochensicht legte der Dow Jones 1,3% zu, der Nasdaq 100 stieg 2,5% und der S&P 500 gewann 2,0%.
Asien
Hang Seng: 0,6%
Nikkei 225: 3,4%
Die asiatischen Börsen starteten positiv in die neue Handelswoche, angesichts der Spekulation auf keine größeren Zinsschritte als 0,75 Prozentpunkte der US-Notenbank Ende Juli, was zum Teil auf nachlassende Inflationsängste der Verbraucher zurückzuführen ist. Der Hang Seng legte 1,8% zu. Die Börse in Tokio blieb aufgrund eines Feiertages geschlossen. Am Dienstag notierten die wichtigsten asiatischen Indizes vor den Zinsentscheiden der Federal Reserve und der Europäischen Zentralbank im Minus. Zudem drückten erneute Corona-Lockdowns in China auf die Kurse.
Am Mittwoch folgten die asiatischen Börsen den positiven US-Vorgaben. Gute Geschäftszahlen aus den USA sorgten für Optimismus und schwächten die andauernden Rezessionsängste ab. Der Leitindex Nikkei 225 legte 2,4% zu, während der Hang Seng leicht tiefer schloss. Am Donnerstag konnten sich die asiatischen Börsen nach dem Zinsentscheid in Japan auf keine gemeinsame Richtung einigen. Während die Zentralbanken weltweit ihre Zinsen anheben, um den hohen Inflationsdruck entgegenzuwirken, hält die Bank of Japan weiterhin an ihrer ultralockeren Geldpolitik fest und belässt die kurzfristigen Zinsen bei -0,1%. Der Hang Seng verließ den Handel im Minus, während der Nikkei 225 Zuwächse verbuchte. Zusätzlich belasteten Konjunktursorgen in China die Börsen. Am Freitag kehrten die Sorgen vor einer Abkühlung der chinesischen Wirtschaft zurück an die Börse, durch steigende Infektionszahlen in einigen chinesischen Großstädten.
Die wichtigsten asiatischen Indizes schlossen uneinheitlich. Auf Wochensicht legte der Hang Seng 0,6% zu und der Nikkei 225 stieg um 3,4% an.
Aktie:
Airbnb
ISIN:US0090661010
Heute wollen wir einen kurzen Blick auf einen Einzelwert aus unserer Growth-Watchliste werfen:
Airbnb ist ein amerikanisches Unternehmen der Tourismusbranche und bietet eine Plattform zur Vermietung von Unterkünften. Das Unternehmen wurde 2007 in Kalifornien gegründet und im Jahr 2020 an der Börse gelistet. Seit der Gründung des Unternehmens wurde Airbnb als Jahrhundertaktie gehandelt und disruptierte die gesamte Hotelbranche mit seinem unkomplizierten Konzept jedermann zum Vermieter zu machen.
Airbnb ist der Inbegriff der New Economy, das Unternehmen ist ein Player in der Hotel- und Immobilienbranche, besitzt jedoch selbst keine Immobilien. Das Unternehmen fungiert als Vermittler zwischen Reisenden und Vermietern und bietet eine Plattform für den Austausch. Dabei nimmt das Unternehmen für jede Buchung eine Provision von rund 15 %. Anders als andere Reiseplattformen, wie beispielsweise Booking.com, hat sich Airbnb auf die Vermittlung von Privatunterkünften spezialisiert und die Reisenden stehen meist in direktem Kontakt mit dem Host und man lernt sich persönlich kennen.
Um alle Kundengruppen zu erreichen, teilt Airbnb seine Unterkünfte in drei Kategorien ein. Zum einen gibt es das klassische Airbnb, was auf die breite Masse abzielt und günstige Unterkünfte bei Privatpersonen anbietet. Hier kann theoretisch jeder mit ungenutztem Platz unbürokratisch zum Vermieter werden und sich etwas dazuverdienen. Mit Airbnb plus wird der gehobene Markt abgedeckt und die Unterkünfte werden einer durch eine Qualitätsprüfung verifiziert und zu dementsprechenden Preisen angeboten. Airbnb luxe bietet luxuriöse Unterkünfte mit Personal und weiteren Extras.
Zuletzt konnte das Unternehmen stark vom Trend hin zum Home-Office profitieren, da viele Menschen die Angebote von Airbnb zum Arbeiten und Wohnen zugleich nutzen.
Airbnb ist im Grunde genommen ein Softwareunternehmen, welches eine Plattform und eine vertrauenswürdige Marke bietet, um das Vermieten von freien Wohnflächen zu vereinfachen. Am deutlichsten macht dies die hohe Operative-Cashflow-Marge von zuletzt knapp 80 %, im Vergleich zu der international agierenden Hotelkette Hilton, welche nur auf eine Marge von 11 % kommt. Aber auch andere Plattformanbieter wie beispielsweise die Booking Holding kommt an die starke Marge von Airbnb, mit 63 % OCM nicht heran. Airbnb betreibt im Gegenteil zu seiner Konkurrenz keine eigenen Immobilien, sondern setzt zu 100 % auf Privatimmobilien und einige wenige Hotels, welche über die Plattform angeboten werden. Was die Erfahrungen für die Gäste individueller und die Auswahl um einiges größer macht als von herkömmlichen Hotels oder Buchungswebsites. Das Unternehmen konnte sich über die letzten Jahre eine starke, vertrauenswürdige Marke aufbauen, sodass weitere Vermieter Airbnb beitreten und das Angebot an Unterkünften stetig wächst. Im letzten Quartal schaffte Airbnb aufgrund von wegfallenden Reisebeschränkungen und eine gesteigerte Reiselust die Verluste zu minimieren. Auch die operative Marge konnte sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppeln und auch der Rest der Zahlen spricht für eine Erholung der Tourismusbranche. Als Softwareunternehmen hat Airbnb im Gegensatz zu seiner Konkurrenz aus der Hotelbranche den Vorteil, dass die momentan sehr hohe Inflation dem Unternehmen im Vergleich weniger zusetzt, da die Immobilieneigentümer die Immobilien selbst unterhalten und sich gegebenenfalls um die Finanzierung und Renovierungen kümmern. Airbnb‘s Aushängeschild ist die eigene Website, welche durch nutzerfreundliches Design, Support und ein unkompliziertes Anmeldeverfahren es Vermietern einfach macht, die eigene Immobilie kurz-oder-langfristig zu vermieten.
Anders als große Hotelketten konnte Airbnb von der Coronapandemie und besonders von der Home-Office-Entwicklung profitieren. Privatvermietern war es trotz weltweiter Beschränkungen möglich, ihre Immobilien erfolgreich auf Airbnb zu vermieten und sich individuell an Gesundheitsbeschränkungen anzupassen. Dazu kommen noch die breit verteilten Angebote, welche sich zwar nicht alle in einer Toplage befinden, dafür jedoch stark diversifiziert sind und sich nicht alle an einem Standort befinden und somit von behördlichen Beschränkungen meist nicht betroffen waren, wenn es um Kapazitätsbeschränkungen ging. Für die Zukunft ist das Unternehmen gut aufgestellt, durch den Börsengang im Dezember 2020 sind die Geldmittel (6 Mrd. $) aufgestockt, sodass sich das Unternehmen sich in naher Zukunft nicht mit Refinanzierung beschäftigen muss und weiter kapitalintensiv investieren und expandieren kann. Auch die niedrige Kapitalbindung, lässt dem Unternehmen mehr Handlungsspielraum und setzt Airbnb stark von seiner Hotelkonkurrenz ab, welche seine Immobilien selbst finanzieren muss. Das Unternehmen profitiert des Weiteren stark von dem Trend hin zu Langzeitaufenthalten und Home-Offices, welche durch die Corona-Pandemie an Attraktivität gewonnen haben.
Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass Airbnb die Vorteile eines leicht zu skalierenden Softwareunternehmens in die Tourismusbranche einbringt und sich dadurch einen klaren Vorteil gegenüber der Konkurrenz sichert.
Zuletzt werfen wir noch einen Blick auf das vergangene Quartal von Airbnb. Das Unternehmen verzeichnete nach dem Geschäftseinbruch durch die stark nachlassende weltweite Reisetätigkeit eine Erholung. Im ersten Quartal 2022 stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um 70% an. Der Verlust verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich. Der Verlust ist zudem auf die hohen Kosten, aufgrund Rückzahlungen von Krediten, die während der Corona-Pandemie aufgenommen wurden, zurückzuführen. Die Brutto-Marge stieg um 5% auf 76% an, während die Netto-Marge sich im Vergleich zum Vorjahr um 131 Prozentpunkte verbesserte, allerdings mit -1% weiter negativ ist. Der Free- als auch der operative Cashflow Airbnb entwickeln sich in eine positive Richtung. Da das US-amerikanische Unternehmen mit ihrer weltweit genutzten Onlinebuchungsplattform und dem innovativen Geschäftsmodell als Softwareunternehmen in Tourismusbranche verstanden werden kann, ist die Betrachtung der Rule-of-40 sinnvoll. Mit einem Wert von 69 ist die Regel eindeutig erfüllt. Der Verschuldungsgrad ist mit 2,6 ebenfalls als positiv zu werten. Das mit einer Marktkapitalisierung von 67 Mrd. an der Börse bewertete Unternehmen hat seit Jahresbeginn durch den starken Abverkauf knapp 33% seines Wertes verloren. Mit einem KGV von 78 und einem KUV von 10 hat sich die Aktie vergünstigt. Eine Aktie des Unternehmens kostet, stand 26.07.22, 105$.
Events in dieser Woche
Am Mittwoch erhalten wir einen weiteren Zinsentscheid der US-Notenbank Federal Reserve. Nachdem die FED Ende Juni die stärkste Zinserhöhung in den letzten Jahrzehnten vollzogen hat, wird im Juli ebenfalls eine Anhebung des Leitzinses um 0,75 Prozentpunkte auf eine Zinsspanne von 2,25-2,50% von den Ökonomen prognostiziert. Am Freitag folgen dann Zahlen zur Entwicklung der Arbeitslosenquote in Deutschland im Monat Mai. Die Arbeitslosenquote soll unverändert wie in den beiden Vormonaten bei 5,3% liegen. Zusätzlich erhalten wir Zahlen zur Entwicklung der Inflationsrate in der Euro-Zone im Juli. Die Inflationsrate soll laut Prognosen 8,7% höher als Im Vorjahresmonat liegen und damit beschleunigt sich die Inflation im Euro-Raum weiter und erreicht eine neuen Rekordwert.
Am Dienstag legen gleiche mehrere US-amerikanische Großkonzerne Quartalszahlen vor: das für ihre Softgetränke bekannte Coca-Cola, der Tech-Gigant Microsoft, ex. Google Alphabet und der bekannte Streaminganbieter Spotify. Am Mittwoch folgt dann ex. Facebook Meta. Am Donnerstag veröffentlichen Amazon und Apple Quartalszahlen und am Freitag der Energiekonzern Chevron.