Market-RoundUp / KW9 / 28.02.2023
Market-RoundUp KW9/ 2023
Dustin Klass
Lesezeit: 6 Minuten
unsere heutigen Themen sind:
- Die großen Indizes auf Talfahrt
- Durchwachsene Quartalszahlen
- Das Oligopol der Industriegase
Alphabet nutzt seine starke Marktstellung im Bereich der Suchmaschinen, um kleinere und zukunftsträchtigere Bereiche auszubauen und zu optimieren wie zum Beispiel die Google Cloud. Das Cloudgeschäft Alphabets ist eines der zukunftsträchtigen Bereiche des Unternehmens und erzielt aktuell knapp 7% des Umsatzes. Die Google-Cloud-Plattform (GCP) zählt neben AWS (Amazon), Azure (Microsoft) zu den größten Public Cloud Anbietern weltweit. Die Plattform bietet ihren Kunden über 100 Services, welche von den unterschiedlichsten Hosting-Services für Computing, über Storage bis hin zur Anwendungsentwicklung gehen.
Markt-Entwicklung letzte Woche
Deutschland
DAX: -0,1%
Auf Wochensicht legte der DAX eine Schnaufpause ein und gab die Kursgewinne zum Wochenfang allesamt wieder ab, notierte allerdings weiter fest oberhalb der 15.000 Punkte Marke.
US-Märkte
S&P 500: -2,0%
Dow Jones: -2,6%
Nasdaq 100: -1,9%
Am Montag blieben die US-amerikanischen Börsen aufgrund des Washington`s Birthday geschlossen. Auf Wochensicht notierten die wichtigsten US-amerikanischen Indizes angeführt vom 30- Werte umfassenden Dow Jones, tiefer. Zinssorgen und erneut durchwachsene Quartalszahlen drückten auf die Stimmung der Anleger.
Asien
Hang Seng: -3,2%
Nikkei 225: -0,2%
Der japanische Leitindex Nikkei 225 notierte auf Wochensicht leicht tiefer, dank weiterhin lockerer Geldpolitik der japanischen Notenbank. Der Hang Seng schloss am Freitag bei 20.010 Punkten und büßte auf Wochensicht 3,2% ein, nachdem Zinssorgen durch veröffentlichte Inflationsdaten in Europa und den USA erneute Zinssorgen schürten.
News der Woche:
Aktien: Linde & AirLiquide
ISIN: IE00BZ12WP82
Industriell hergestellte Gase werden in einer großen Anzahl von Industrien eingesetzt und sind aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Neben offensichtlichen Einsatzgebieten wie der Metallproduktion oder Medizintechnik begegnen uns Industriegase unter anderem auch in der Verpackungsindustrie, Lebensmittelbranche und der Ölproduktion. Industriegase bestehen hauptsächlich aus Kohlendioxid, Kohlenmonoxid, Wasserstoff, Argon, Stickstoff, Sauerstoff, Helium und Krypton-Xenon. Diese werden aus den atmosphärischen Gasen wie Sauerstoff, Stickstoff und Argon gewonnen, indem die Temperatur der Luft gesenkt wird, bis die jeweiligen Komponenten sich verflüssigen und vom Rest getrennt werden können. Der weltweite Industriegasmarkt betrug im Jahr 2022 rund 100 Mrd. $ und bis 2028 wird ein Wachstum von 4-7 % erwartet. Da die Raffination der Gase sehr kapitalintensiv ist, ist der Markt äußerst konsolidiert und die Nachfrage der Abnehmer wird von einigen wenigen Konzernen bedient. Weltweit beliefern die vier größten Unternehmen der Branche, rund 80 % der weltweiten Nachfrage.
Den größten Anteil am Industriegasgeschäft hat dabei die, in Deutschland gegründete, Linde PLC. Das im Jahr 1879 gegründete Unternehmen, beschäftigt rund 80.000 Mitarbeiter und ist mit einer Marktkapitalisierung von 171 Mrd. $ der wertvollste Player der Branche.
Im letzten Geschäftsjahr erzielte Linde einen Konzernumsatz von rund 33 Mrd. $ und lag damit 8 % über dem Vorjahr. Den Hauptteil des Umsatzes erzielt das Unternehmen durch den Verkauf von Industriegasen an verschiedene Industrien. Die Gesundheitsbranche und Chemie- und Energiebranche machten, mit rund 50 % am Gesamtumsatz die größten Kundenfelder aus. Im Geschäftsbereich „Engineering“, welcher zuletzt 8 % der Umsätze ausmachte, bietet Linde Produkte und Services rund um Prozessanlagen der Gasverarbeitung an. Geografisch machen die Umsätze aus Amerika, mit 42 % den größten Teil aus. Das EMEA-Geschäft folgte mit 23 % und das APAC mit 18 % Umsatzanteil.
ISIN: FR0000120073
Ein weiterer großer Player der Branche ist der französische Industriegaskonzern Air Liquide. Das Unternehmen kam 2022 auf einen Jahresumsatz von 29,9 Mrd. €, welcher 28 % über dem Vorjahr lag, und ist an der Börse mit 77 Mrd.€ bewertet. Anders als bei Linde machen die Umsätze mit Prozessanlagen und den dazugehörigen Services nur 2 % der Gesamtumsätze aus. Air Liquide gibt außerdem einen geringen Umsatz von 3 % an, welcher mit besonders zukunftsträchtigen Geschäften erzielt wird. Dazu gehören verschiedene Joint-Ventures im Bereich Deep-Tech und nachhaltige Energien. Die restlichen 95 % erwirtschaftet das Unternehmen mit Industriegasen. Das Kundensegment der Air Liquide ist weniger divers als das der Linde, 38 % der Gasumsätze wurde 2022 in der produzierenden Industrie (Industrial Merchants) erzielt, einen weiteren großen Anteil hatten große Industrien (Large Industries), mit einem Anteil von 35 %. Geografisch werden die Hauptumsätze, 40 %, in Europa erzielt. Mit 37 % ist der amerikanische Markt der zweitgrößte. In Asia-Pacific und Middle-East werden die restlichen 23 % erwirtschaftet.
Aufgrund einer ähnlichen Umsatzgröße und einer geteilten Branche, bietet sich eine Vergleichbarkeit an. Linde und Air Liquide kamen beide im letzten Geschäftsjahr auf einen Umsatz um die 30 Mrd. $. Trotzdem ist Linde mit einer Börsenbewertung von über 170 Mrd.$ um einiges höher bewertet als die Air Liquide, welche auf eine Bewertung von 77 Mrd. € kommt. Ein Grund der höheren Bewertung ist die höhere Profitabilität, bei der Profitmarge schafft es Linde auf 12 %, während es Air Liquide nur auf 10 % schafft. Noch gravierender sind die Unterschiede bei der Brutto-marge. Nach Abzug der Umsatzkosten bleiben Linde rund 42 % des Umsatzes, Air Liquide muss mit einer Bruttomarge von 24 % arbeiten. Neben den Margen schneidet Linde auch im Vergleich der Cashflows besser als sein Konkurrent ab. Mit einer Op.-Cashflow-Marge von 27 % liegt man bei dieser wichtigen operativen Kennzahl deutlich über der Air Liquide mit einer Marge von 19 %. Auch das Wachstum der Gewinne je Aktie, des Umsatzes und der Dividende sind über die letzten 5 Jahre um einiges stärker bei Linde.
Während des inflationären und schwachen Wirtschaftsjahres 2022, konnte die Air Liquide jedoch durch ein moderates Wachstum des Cashflows beeindrucken, bei Linde kam es zu einem 10 % Rückgang. Das Cashflow-Wachstum und das überaus starke Umsatzwachstum von 28 % wurde bei Air Liquide jedoch von einem leichten Rückgang der Margen begleitet. Linde konnte seine Margen stabil halten.
Die Resilienz der Linde wird an der Börse mit einer höheren Bewertung belohnt. Während die Air Liquide mit einem KGV von 28 und ein KUV von 3 bewertet ist, kommt die Linde auf eine Bewertung von 42 und 5.
Für die Zukunft der Branche sind besonders die Entwicklungen in Richtung grüner Wasserstoff als Energieträger interessant. Beide Unternehmen haben als großer Player der Branche die Kapazitäten und das Knowhow, die Entwicklungen der Industrie bedeutend voranzutreiben. Des Weiteren birgt das industrielle Wachstum des asiatisch-pazifischen und afrikanischen Raums ein enormes Potenzial für die etablierten Unternehmen der Branche. Aber auch in bestehenden Märkten bieten die Industriegase der Unternehmen hohes Potenzial für Effizienzsteigerungen vieler Branchen.