Die Hintergründe zu Siemens

"Es kommt nicht darauf an, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, sondern mit den Augen die Tür zu finden"

ISIN: DE0007236101
SIE

Siemens setzt weltweit Maßstäbe in verschiedenen Sektoren, darunter Industrie, Energie, Gesundheitswesen und Infrastruktur. Die globale Präsenz erstreckt sich über 190 Länder, mit über 360.000 Mitarbeitern. Siemens ist führend in Windenergie, Automatisierung, Medizintechnik (u.a. MRT) und hat eine bedeutende Rolle in der europäischen Patentlandschaft.

Überblick zu Siemens

Elektrische Versorgung dank Siemens

Siemens gilt heute als einer der bedeutendsten globalen Mischkonzerne überhaupt. Er geht auf den visionären Erfinder und Techniker Werner von Siemens zurück, der zunächst die Telegrafentechnik revolutioniert und später mit seiner Dynamomaschine die Nutzung elektrischer Energie ermöglicht.

Not macht erfinderisch: Jugend, Artillerie-und Ingenieursschule, Ehren-Haft

Vorgeschichte: Werner von Siemens wird am 13.Dezember 1816 als Ernst Werner Siemens in der Nähe von Hannover geboren. Er wächst als viertes von insgesamt 14 Kindern eines Gutspächters auf. Die Familie siedelt 1823 aufgrund beruflicher Verpflichtungen nach Mecklenburg um, wo Werner zunächst von seinem Vater und der Großmutter, später auch von einem Hauslehrer unterrichtet wird. Ab 1832 besucht er das altsprachliche und humanistische Gymnasium Katharineum in Lübeck, welches er nach zwei Jahren ohne Abschluss verlässt. Stattdessen strebt der Visionär ein technisches Studium an. Da die finanziellen Mittel der Familie begrenzt sind, folgt Werner dem Rat eines ehemaligen Lehrers, sich bei der Militärakademie zu bewerben, um auf diesem Wege freien Zugang zu besagter technischer Ausbildung zu erhalten. Zuständige der Preußischen Armee in Berlin lehnen seine Bewerbung aufgrund eines großen Bewerberandranges ab, doch die Artillerie in Magdeburg nimmt sich seiner an. Nun ist Siemens als Offiziersanwärter zugelassen und wird nach einem Jahr dort weiter an die königliche Artillerie- und Ingenieursschule Berlin geschickt. Vor Ort lernt er den bedeutenden Chemiker und Physiker Heinrich-Gustav Magnus kennen und lernt viel von und mit ihm. Besagter Mentor soll später dafür sorgen, die von Siemens entwickelte Dynamo-Maschine in Fachkreisen vorzustellen und somit einen enormen Einfluss auf seinen Erfolg und Bekanntheitsgrad haben.

Werner wird zum Leutnant befördert und reist zurück in seine Heimat, wo er nach dem Tod beider Elternteile um 1839 als ältester Sohn die Verantwortung für die hinterbliebenen Geschwister übernimmt.

Not macht erfinderisch.

Zwei Jahre später wird Werner zu fünf Jahren milderer „ehrenhafter“ Festungshaft in der Zitadelle Marburg verurteilt, da er sich als unterstützender Sekundant duelliert hat. Die Zeit im „gehobenen Gefängnis mit vielen Vorzügen“ sieht er eher als Urlaub und Möglichkeit zu forschen und zu experimentieren. In dem eigens dafür eingeschmuggelten Labor entwickelt er ein Verfahren mittels Gleichstrom zur Vergoldung und Versilberung von Gegenständen. Dieses Verfahren lässt er sich als Galvanotechnik patentieren. Und verkauft es gewinnbringend an einen Juwelier.

 

Lange Leitungen, Militär und Erfindungen: Vom Berliner Hinterhof-Startup zum Weltkonzern

Nur ein halbes Jahr nach seiner Verurteilung wird der junge Forscher begnadigt und nimmt anschließend um 1842 eine Tätigkeit in der Berliner Artilleriewerkstatt auf. Vor Ort entwickelt er- von der Ferne aus entzündbare-Seeminen, welche wesentlich dazu beitragen sollten, einen dänischen Marine-Angriff am Hafen von Kiel zu verhindern.

Erfinden für den Lebensunterhalt: Um seine Geschwister und sich zu versorgen, konzentriert Werner sich parallel zum Militärdienst auf seine Forschungen und darauf, die Erfindungen gewinnbringend zu verkaufen. Wie etwa den Zeigertelegrafen, eine Kunststeinpresse und einen Dampfmaschinenregler.

Siemens & Halske: Mit dem über seinen Lehrer Gustav Magnus auf einem Physiker-Abend kennengelernten Feinmechaniker Johann-Georg Halske gründet er 1846 das Unternehmen Telegraphen-Bauanstalt von Siemens & Halske: Der Grundstein für den heute bestehenden Siemens-Konzern ist gelegt. Der präzise Halske sowie der visionäre Siemens ergänzen sich perfekt und gemeinsam beginnen sie 1847 mit der Weiterentwicklung des Zeigertelegrafen und der Apparat-Herstellung. In einem Berliner Hinterhof starten sie ihren Betrieb mit einer Zehn-Mann-Werkstatt. Die Anekdote wird heutzutage auch als Vorläufer heutiger Start-Ups gesehen. Finanziert wird das Ganze von einem wohlhabenden Verwandten Werners. Sie erhalten bereits ein Jahr später, 1848, ihren ersten wichtigen Auftrag, nämlich die Telegraphenleitung zwischen Berlin und Frankfurt am Main zu konstruieren Die rund 670 Kilometer lange-überwiegend unterirdisch verlaufende-Linie zwischen den beiden Städten geht im Februar 1849 in Betrieb. Einen Monat später wird Friedrich-Wilhelm der Vierte durch die Nationalversammlung zum Deutschen Kaiser gewählt. Die Neuigkeit aus Frankfurt wird dank der neuen Kommunikationstechnik binnen einer Stunde auch in Berlin bekannt.  Es können auch Laien mittels der Leitungen kommunizieren. Ihr Durchbruch: 1851 erhält Werner Siemens auf der ersten Londoner Weltausstellung eine Auszeichnung für die Erfindung seines Zeigertelegrafen. Nun werden auch andere Länder auf sie und ihre Entdeckungen aufmerksam  1853 erhalten Siemens & Halske einen Auftrag des russischen Staates, eine Telegrafenlinie von Warschau bis an die preußisch-russische Grenze zu verlegen. Ein 9000 Kilometer langes Staatstelegrafennetz wird erschafft und weitere Aufträge folgen. Zwei Jahre später wird die St.Petersburger Zweigstelle von einem Baubüro in eine selbstständige Niederlassung umgewandelt. Dem für die positive Geschäftsentwicklung verantwortlichen jüngeren Bruder Werner, Carl Siemens, wird die Leitung anvertraut. Durch den Erfolg in Russland steigt Siemens steil auf. Bis 1856 wächst die Anzahl der Mitarbeiter auf 330, wovon zwei Drittel in Russland arbeiten.

Das Netzwerk wächst und 1858 entsteht eine selbstständige Niederlassung in England namens „Siemens, Halske &Co“ unter Leitung von William Siemens .Fokus besagter Stätte liegt auf dem Seekabelgeschäft. Um unabhängig von Zulieferern zu sein, wird eine eigene Kabelfabrik in Woolwich eröffnet. Im gleichen Jahr werden Siemens-Arbeitskräfte am Unternehmensgewinn beteiligt. Was dem heutigen Prinzip der Aktien und derer Dividenden ähnelt.

Ein Licht geht auf. Vom Erfinder zum "Von Siemens". Krisen, Schmierstoffe & Erfolge

Zeitweilig steigt die Exportquote auf 80%. Als es zu einer Meinungsverschiedenheit kommt, trennen sich Siemens und Halske.1878 gelingen Werner mit der elektrischen Beleuchtung eines Anwesens in Berlin und der ersten elektrischen Straßenbahn gleich zwei große Coups.

1888 erhält der Entwickler für seine Verdienste um die deutsche Industrie den preußischen Adelstitel und nennt sich fortan Werner von Siemens.

Einige Jahre später übernehmen seine Söhne nach dem Ableben ihres Vaters den Konzern. 1978 kommt der Leuchtmittelhersteller Osram als Tochterfirma hinzu.

Krisen: Während des Zweiten Weltkriegs soll  Siemens- wie viele andere Konzerne-Zwangsarbeiter beschäftigen. Zudem bis heute eine  Rolle im Militärbereich und der umstrittenen Rüstungsindustrie spielen.  Die Corona-Krise sowie der Ukraine-Krieg der jüngsten Zeit sorgen für wirtschaftliche Verluste. Aufgrund der russischen Beteiligung in ebengenannten Krieg, trennt Siemens sich von seinem vorher langjährigen Partner Russland, was weitere Einbuße mit sich bringt. In den Jahren davor ist der Mischkonzern in einen Schmiergeld-Skandal involviert.

Erfolge: Von Schmiergeldern zu anderen Schmierstoffen, genauer gesagt Öl:

Die USA und somit größte Ölförderer, werden in ihrer Branche ebenfalls von Siemens ausgerüstet. Ein Drittel der Energie in China wird durch Siemensanlagen erzeugt. Genau wie viele Windparks der Nordhalbkugel durch Siemens laufen. Selbst das Münchener Oktoberfest verdankt seinen meist reibungslosen Ablauf der Maschinen von Siemens: Seien es die Achterbahnen, Liebesbahnen oder Freefall-Tower: In nahezu jedem Fahrgeschäft kann man Teile von Siemens vermuten: Motoren und Aggregate die alles in Schwung bringen oder bei Bedarf auch bremsen. Von den Bierzapf- und Lichtanlagen ganz zu schweigen. Die nordbayrische Stadt Erlangen hat einen eigenen Siemens-Campus, Berlin hingegen die Siemens-Stadt, die Teil des modernen Weltkulturerbes der UNESCO ist.

Siemens ist mittlerweile ein Global Player in verschiedenen Sparten. In Deutschland, wo Siemens 76 Standorte hat, spielt das Unternehmen eine bedeutende Rolle in verschiedenen Branchen, von der Gesundheitsvorsorge bis zur Energiewirtschaft. Siemens ist nicht nur ein Technologieriese, sondern prägt auch die Wirtschaft und Innovation weltweit. Und Werner etabliert damals schon den 8-9 Stunden-Tag, zu einer Zeit in der andere Arbeiter mindestens zehn Stunden täglich arbeiten. Sowie Unternehmensbeteiligungen um die Mitarbeitermotivation zu stärken.

Alles eine Frage der Technik: Breite Produktpalette

Der Elektrotechnik-Mischkonzern bietet eine riesige Produktpalette: Von Telegrafentechnik über Energieversorgung, Medizintechnik, Windrädern, Turbinen aller Art, weltweiten Nah- und Fernverkehr, Autos, Ampeln und IT.

Die Geschichte von Siemens spiegelt nicht nur technologische Fortschritte wider, sondern auch die Herausforderungen und Verantwortlichkeiten eines globalen Unternehmens im Laufe der Zeit. Siemens-Produkte und Kleinteile halten viele Industrien zusammen und am Laufen. Täglich kommen neue Erfindungen hinzu.

„Für augenblicklichen Gewinn verkaufe ich die Zukunft nicht. “

Wie der kurz vor seinem Ableben in den Adelsstand erhobene Visionär schon sagte:

„In dem ‚Ich will!’ liegt eine mächtige Zauberkraft, wenn es ernst damit ist und Tatkraft dahinter steht! Freilich darf man Hindernisse und Umwege nicht scheuen und darf in keinem Augenblick sein Ziel aus dem Auge lassen!“…„ Für augenblicklichen Gewinn verkaufe ich die Zukunft nicht.“

Bilder: www.siemens.com/presse

Kernpunkte - Siemens

  • Ursprung und Entwicklung:

    Siemens hat seine Wurzeln in den technischen Innovationen von Werner von Siemens, der mit seiner Dynamomaschine die Nutzung elektrischer Energie ermöglichte. Das Unternehmen hat sich seit seiner Gründung im Jahr 1847 zu einem globalen Giganten in verschiedenen Sektoren wie Industrie, Energie, Gesundheitswesen und Infrastruktur entwickelt.

  • Soziale Verantwortung und Innovation:

    Werner von Siemens war nicht nur ein visionärer Erfinder, sondern auch ein Pionier in der sozialen Absicherung von Mitarbeitern. Er führte den 8,5-Stunden-Tag ein, beteiligte Lohnarbeiter am Gewinn der Firma und schuf die „Siemens Pensionskasse“ für die Alters- und Krankenversorgung der Mitarbeiter. Das Unternehmen hat im Laufe der Zeit innovative Technologien entwickelt, darunter die Elektrifizierung von Eisenbahnen, Glühlampenproduktion, Radios und den Einstieg in die Datenverarbeitung.

  • Globaler Einfluss und Vielseitigkeit von Siemens:

    Siemens hat eine beeindruckende internationale Präsenz mit Niederlassungen in vielen Ländern. Es hat in verschiedenen Branchen Fuß gefasst, darunter die Ölförderindustrie, Schienenverkehr, Datenverarbeitung und mehr. Siemens spielt eine bedeutende Rolle in der deutschen Wirtschaft und prägt weltweit Innovationen.